Ein junger Mann namens Alexander zieht mit seiner drei Monate alten Tochter in eine neue Stadt, um sein altes Leben irgendwie hinter sich zu lassen. Noch ganz umnebelt von seinem Trauma wird er im Treppenhaus seiner neuen Wohnung von einer Nachbarin angesprochen. Es ist die über 90 Jahre alte Tatjana, die – von keimendem Alzheimer heimgesucht – ihm kurzerhand ihre Lebensgeschichte erzählen will. Zunächst wehrt sich Alexander gegen diese neue Nähe – er hat schließlich ganz andere, eigene Sorgen. Doch nach und nach findet er in der Geschichte von Tatjana langsam Trost und zwischen den beiden entwickelt sich eine außergewöhnliche Verbindung.
„Eine Stunde Pause, Atemholen vor dem nächsten Versuch zu leben.“
Denn das, was Tatjana Alexander erzählt, ist keine gewöhnliche Geschichte sondern eine, die das ganze russische 20. Jahrhundert umspannt und nicht nur den Schrecken des Krieges wieder lebendig macht, sondern auch von Schuld und Reue handelt. Denn was Tatjana ein Leben lang nicht vergessen kann, ist eine einzige verzweifelte Tat, mit der sie ihre Familie retten wollte. Ich sag euch jetzt nicht was, das müsst ihr schon selbst nachlesen. Genau so wenig verrate ich euch, was Alexanders Leben so dermaßen zerrissen hat. Aber Spoiler, es ist schon krass und traurig und uff.
FUX-FAZIT:
🦊🦊
2 von 5 Füxen.
„Rote Kreuze“ ist schnell, voller Wärme, spannend und erinnert daran, was Vergessen bedeutet. Tatjana ist ein toller Charakter – Alexander hingegen war nur schwer zu greifen. Leider hatte ich auch das Gefühl, dass die Story hier und da noch zu sehr an der Oberfläche kratzt. Aber dennoch, was Tatjana erzählt, hallt nach. Es war nicht schwer, dieser Geschichte zu folgen und sprachlich ist „Rote Kreuze“ weder anspruchslos noch zu hochtrabend. Wer diese Geschichte liest, schnuppert rein in eine frühere Zeit, eignet sich fremde Erinnerung an und denkt dabei an die eigenen. Ich werde auf jeden Fall verfolgen, welche weiteren Romane von Sasha Filipenko noch auf deutsch erscheinen.
Sasha Filipenko – Rote Kreuze
Diogenes,
Hardcover Leinen, 288 Seiten
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